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KoVeSch Innovative Lösungen zur Verbesserung des Tierwohls

KoVeSch

Konsortialprojekt zum Verzicht auf Schwanzkupieren beim Schwein

Projektkoordinator

apl. Prof. Dr. Lars Schrader und Dr. Antonia Patt
Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Tierschutz und Tierhaltung, Celle
Antonia.Patt@fli.de

Verbundpartner

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Projektbeschreibung in FISA

Zum Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung (FISA)

Ziel

Das Ziel des Konsortialprojekts ist es, Schweinehaltern Hilfestellungen für betriebsspezifische Optimierungsmaßnahmen zu geben, die die Haltung unkupierter Schweine ermöglichen. Ausgangspunkt sind bestehende konventionelle Buchten, in denen bisherige Erkenntnisse über Maßnahmen zur Prävention von Schwanzbeißen beim Verzicht auf Schwanzkupieren weitestgehend umgesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise eine Strukturierung der Bucht in Funktionsbereiche, die Schaffung von Kleinklimazonen in der Bucht, die Vorlage von organischem Beschäftigungsmaterial und eine verringerte Besatzdichte. Ausgehend von diesen "KomfortPlus-Buchten" sollen dann schrittweise Maßnahmen reduziert werden, so dass am Ende des Projekts verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten mindestens notwendiger Optimierungsmaßnahmen beschrieben werden, mit denen betriebsindividuell auf Schwanzkupieren verzichtet werden kann. Im Hinblick auf die multifaktoriellen Ursachen von Schwanzbeißen ist das Vorgehen einer schrittweisen Reduktion vielversprechend, da hiermit das Zusammenwirken verschiedener Risikofaktoren für Schwanzbeißen berücksichtigt wird. Die begleitende Erfassung der Kosten und des Arbeitsaufwands liefert den Tierhaltern zusätzliche Entscheidungsgrundlagen für geeignete, betriebsspezifische Optimierungsmaßnahmen. Neben einer Prävention, die in Form von Optimierungen durchgeführt wird, werden Möglichkeiten zur Früherkennung untersucht. Nur wenn bevorstehende Schwanzbeißausbrüche frühzeitig erkannt werden, können rechtzeitig Interventionsmaßnahmen eingeleitet werden. Um die Tierhalter bei der notwendigen Tierkontrolle im Rahmen einer Früherkennung zu unterstützen, werden daher innovative Methoden der Früherkennung von Schwanzbeißen (z.B. Schwanzhaltung, optischer Fluss, Manipulation von Beschäftigungsmaterial, Bewegungsaktivität, Wasseraufnahme, Trog-/Tränkebesuche) entwickelt und validiert.

Ergebnisse

Bestehende konventionelle Buchten in Ferkelaufzucht und Schweinemast wurden auf den Versuchsstationen von fünf Projektpartnern zu sogenannten KomfortPlus-Buchten optimiert. Die Erfahrungen der bisher durchgeführten Durchgänge zeigten, dass einzelne Optimierungsmaßnahmen nachgebessert werden mussten bzw. auch noch weiterhin müssen, um ihre gewünschte Wirkung, d.h. eine minimale Prävalenz von Teilverlusten der Schwänze, zu erzielen. Der Strukturierung der Buchten wird dabei eine hohe Wichtigkeit zugeschrieben. Im Zusammenhang mit der Entwicklung und Validierung von Indikatoren zur Früherkennung wurde der Prototyp eines sogenannten „Bite-o-Mat“ abgeschlossen, mit dessen Hilfe die Manipulation von Beschäftigungsmaterial tierindividuell erfasst werden kann. Im Rahmen der Evaluation von Verhaltensindikatoren wurden SmartHome-Produkte zur Ermittlung der Aktivität der Tiere in den Buchten getestet und validiert. Zusätzlich werden aktuell mit computergestützten Auswertungsalgorithmen die bereits vorliegenden Videoaufzeichnungen analysiert, um Veränderungen im Verhalten („optischer Fluss“) zu entdecken. Des Weiteren fand eine Validierung der Futter- und Wassermengenmesstechnik an den Standorten statt. Die Datenaufnahme zur Überprüfung der Eignung der verschiedenen Indikatoren zur Früherkennung von Schwanzbeißen hat auf den Versuchsstationen von vier Projektpartnern begonnen und dauert an.

Verwertung

Die Umsetzungen der verschiedenen Optimierungsmaßnahmen werden regelmäßig durch die Landeseinrichtungen im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung, bei Fachtagungen und Lehrgängen für Landwirte in die landwirtschaftliche Praxis getragen und zusammen mit den laufenden Ergebnissen diskutiert. Die Daten der Validierungen des „Bite-o-Mat“ sowie erste Ergebnisse zur Schwanzhaltung werden derzeit für wissenschaftliche Publikationen vorbereitet und ausgewertet. In der Ausbildung der Studierenden werden die umgesetzten Optimierungen ebenso vorgestellt wie in Vorträgen auf Tagungen und in verschiedenen Gremien.