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6-R-Konzept Klimaschutz und -anpassung in der Tierhaltung

6-R-Konzept

Regionale Renaissance von Roggen und Raps zur Reduktion von Problemen in Pflanzenbau und Tierproduktion durch Reevaluation der Inhaltsstoffe und deren gezielte Nutzung zur Förderung des Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutzes

Projektkoordinator

Prof. Dr. Christian Visscher
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
christian.visscher(ät)tiho-hannover(punkt)de

Verbundpartner

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Freie Universität Berlin
KWS Lochow GmbH

Projekthomepage

https://www.kws.com/de/de/produkte/getreide/roggen/6-r-konzept/

Projektbeschreibung in FISA

Zum Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung (FISA)

Ziel

Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines auf Roggen (und auch Raps) fokussiertem Mischfutterkonzeptes, um in Anpassung an klimatische Veränderungen (zunehmend trockenere Sommer) längerfristig die Möglichkeit einer Ernährung mit regional nachhaltig angebautem Getreide und Proteinträgern in der Schweineproduktion zu sichern. Dabei werden spezifische Inhaltsstoffe des Roggens (Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP)/Polyfructane/Arabinoxylane) gezielt zur Förderung der Tiergesundheit (Darmmorphologie, Immunsystem und intestinale Mikrobiota sowie Schleimhaut des Gastrointestinaltraktes), der Lebensmittelqualität (geringere Risiken in der Ebermast), des Verbraucherschutzes (Minderung der Salmonellen-Prävalenz) und des Tierschutzes (Verhalten) genutzt.

Ergebnisse

Bisherige Ergebnisse zeigten, dass die Futteraufnahme und Tageszunahmen auch bei sehr jungen Schweinen und maximalen Mischungsanteilen von Roggen und Raps (z. B. 60 % Roggen und 28 % Raps) unbeeinflusst blieben. Der Futteraufwand stieg tendenziell mit steigendem Roggenanteil und signifikant bei Einsatz von Raps ab Mischungsanteilen von 16 %, neben einem signifikanten Rückgang der Verdaulichkeit von Rohprotein und organischer Substanz (oS). Weitere Versuche zeigten ebenfalls diese Verhältnisse (keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Leistungsparameter bei Einsatz von bis zu 48 % Roggen und 30 % Raps), aber tendenziell bessere Leistungen in den Gruppen, die Soja statt Raps erhielten. Weitere Untersuchungsschwerpunkte werden die Darmmorphologie, das darmassoziierte und systemische Immunsystem und die Komposition des intestinalen Mikrobioms sein.

Weiterhin führten steigende Roggenanteile im Futter zu höheren relativen Chymusmassen im Colon sowie höheren Massen des entleerten Organs (nachgewiesene geringere praecaecale, aber höhere postileale Verdaulichkeit und somit Fermentation von oS und stickstofffreien Extraktstoffen (NfE) von Roggen und Raps im Vergleich zu Weizen und Soja). Eine tendenziell steigende Konzentration von Butyrat im Colon- und Caecumchymus junger Schweine wurde nachgewiesen. Bei in-vitro-Fermentation verschiedener Substrate auf Roggen- bzw. Weizenbasis zeigte sich anhand der Gasproduktion eine höhere Fermentierbarkeit der roggenbasierten Substrate sowie tendenziell höhere Produktion von Butyrat.

Bei experimenteller Infektion mit Salmonella typhimurium gingen die Ausscheidungsraten bei Einsatz von 69 % Roggen anstatt 69 % Weizen in der Ration ab 14 Tagen post infection signifikant zurück. Auch im Caecum kam es zu signifikant reduzierten quantitativen Keimnachweisen.

Einflüsse des Fütterungskonzeptes auf das Verhalten werden derzeit mithilfe KI-gestützter Systeme untersucht.

Verwertung

Vorbehalte gegenüber einem Einsatz höherer Anteile von Roggen und Raps im Mischfutter wurden nicht bestätigt. Hohe Weizenanteile (bis 69 %) können direkt nach dem Absetzen komplett durch Roggen ersetzt werden, ohne signifikante Leistungseinbußen bzw. nachteilige Effekte auf die Kotqualität zu erhalten. Ebenso wird ein hoher Rapsanteil in Kombination mit einem hohen Roggenanteil im Mischfutter von jungen Mastschweinen gut vertragen und gefressen. Ein möglicher Einfluss auf das Verhalten (und damit das Tierwohl) mithilfe digitalen Bewegungstrackings verspricht weitere wertvolle Erkenntnisse. Perspektiven für einen Einsatz von Roggen bei Sauen und abgesetzten Ferkeln werden in einem weiteren Verbundprojekt (Rye-SaFe) untersucht. Die Erkenntnisse und Ergebnisse können insgesamt für eine Neuformulierung von Fütterungsempfehlungen bzw. Ergänzung von Bedarfsformulierungen genutzt werden.