In den bisher durchgeführten Untersuchungen stand die Auswirkung von CO2 auf die interspezifische Kommunikation beider Insektenarten im Fokus. Dazu wurde die Duftstoffemission von Reben und Birnen unter zwei CO2-Konzentrationen gemessen. In der FACE-Anlage (Free Air Carbon Dioxide Enrichment System) an der Hochschule Geisenheim (siehe Abbildung 1) wird der bis 2050 erwartete 20%ige Anstieg der CO2-Konzentration (ca. 450 ppm) in der Erdatmosphäre simuliert und kann mit den aktuell herrschenden ca. 400 ppm verglichen werden. Die Duftstoffemission der Reben und Birnen wurde zu unterschiedlichen phänologischen Entwicklungsstadien über den Verlauf von zwei Wachstumsperioden ermittelt.
Reben, die unter erhöhtem CO2-Gehalt kultiviert wurden, wiesen quantitative Unterschiede von einzelnen Duftstoffen im Vergleich zu Reben, die unter einer normalen CO2-Konzentration angebaut wurden (siehe Tabelle 1). Es konnte keine signifikante Veränderung der Duftstoffzusammensetzung in Abhängigkeit vom CO2-Gehalt festgestellt werden. Die Unterschiede waren zudem abhängig vom Entwicklungsstatus der Reben. Während für einige der Komponenten bereits die Wahrnehmbarkeit sowie die Relevanz für die Eiablage von L. botrana bekannt ist, konnte die Wahrnehmung von weiteren vier Substanzen durch L. botrana-Weibchen mittels Elektroantennographie (EAG) im Rahmen des Projektes nachgewiesen werden. Ob diese Komponenten einen Einfluss auf das Verhalten des Traubenwicklers ausüben, ist noch nicht bekannt.
Die Abgabe einzelner Komponenten im Duftbukett von Birnen, die unter erhöhter CO2-Konzentration gewachsen waren, wurde ebenfalls beeinflusst, insbesondere während der Blattentwicklung zu Beginn der Wachstumsperiode (Mai). Der erhöhte CO2-Gehalt in der Umgebung verringerte die Abgabe verschiedener Terpene. Für verwandte Blattfloh-Arten ist die Wahrnehmung und das verhaltensbeeinflussende Potential einiger Terpene bereits bekannt. Auf die Eiablage von C. pyri wirkte sich die veränderte Duftstoffabgabe der Pflanzen jedoch nicht aus. In Wahlversuchen legten weibliche C. pyri gleich viele Eier auf Blätter von Birnbäumen, unabhängig vom CO2-Gehalt der umgebenden Luft während der Kultivierung.
Die Versuche zur intraspezifischen Kommunikation und zum Einfluss reaktiver Sauerstoffspezies sind noch nicht vollständig und werden hier nicht berichtet.