Beim Herstellen fermentierter Milchprodukte wie Quark, Frischkäse oder Skyr fallen mehr als 2 Mio. Tonnen Sauermolke pro Jahr in Deutschland an. Im Gegensatz zu Süßmolke, die eine hochwertige Proteinquelle darstellt, ist eine Weiterverarbeitung von Sauermolke aufgrund des niedrigen pH-Wertes (pH < 4,8) und ihrer Zusammensetzung (hohe Salzfracht, Vorhandensein von Mikroorganismen, geringer Proteingehalt) eine technologische Herausforderung. Die Verwertung von Sauermolke findet überwiegend in der Form von Viehfutter oder als Substrat für die Biogaserzeugung statt. Damit stellt sich die Frage: Welche Stoffe könnten aus Sauermolke gewonnen werden, um die Wertschöpfung und Nachhaltigkeit von Sauermilchprodukten zu steigern?
Lactoferrin ist ein funktionelles Molkenprotein, das in geringer Konzentration in Molke vorkommt (c < 100 mg/L). So fördert Lactoferrin die Eisenresorption im Darm und wirkt sich positiv auf das Knochenwachstum aus. Neben seiner antimikrobiellen Wirkung, sind aktuell die antiviralen Eigenschaften, die sich unter anderem gegen SARS-CoV, Hepatitis B und C oder HIV Erreger richten, von besonderem Interesse. Im Lebensmittel-/Life-Science Bereich findet Lactoferrin Verwendung als Nutrazeutika, Zusatz in Sportler- und Säuglingsnahrung oder zur Konservierung von Fleisch.
Bisher wird Lactoferrin über chromatografische Verfahren aus Süßmolke oder Magermilch gewonnen. Diese Verfahren erfordern große Aufwendungen hinsichtlich der eingesetzten Ressourcen. Ziel des Verbundprojektes ist das Erforschen eines ressourceneffizienten Verfahrens zur Gewinnung von Lactoferrin aus ungenutzten Nebenströmen. Hierzu soll Sauermolke in einem ersten Schritt durch Filtration konditioniert werden. Angestrebt wird ein möglichst hoher Lactoferringehalt. In einem zweiten Prozessschritt soll Lactoferrin mittels magnetischer Adsorbentien aus der konditionierten Molke isoliert und gereinigt werden.